UNHOME: Virtual Reality als Denkanstoß
14. August 2025

Link zum Artikel bei t3n.
Virtual Reality als Denkanstoß: Dieses VR-Projekt zeigt, womit Wohnungslose täglich zu kämpfen haben
Für viele Menschen ist Wohnungslosigkeit ein abstraktes Konzept, das Leben von Menschen ohne Zuhause unsichtbar. Unhome will mit VR ein Bewusstsein für die Notlage dieser Menschen schaffen – und im Kleinen Veränderung anstoßen.
Von Florian Zandt
Der Wind pfeift durch die Bahnunterführung, dicke Schneeflocken fallen vom Himmel, es ist bitterkalt. Neben mir liegt mein Hund mit notdürftig verbundener Pfote, das Tier friert. Mir geht es nicht viel besser, die dünne Wolldecke über meinen Beinen hat schon bessere Zeiten gesehen, meinen Handschuhen fehlen die Finger. Ich habe Hunger, strecke die Hand aus, aber die Menschen, die an mir vorbeigehen, ignorieren mich. Mein Pensum ist für heute noch nicht erfüllt. 30 Euro brauche ich pro Tag, um überleben zu können.
Endlich, eine Frau bleibt stehen und drückt mir einen Kaffee im To-Go-Becher in die Hand. Die Scham, um Unterstützung bitten zu müssen, weicht Dankbarkeit. Ein heißes Getränk löst meine Probleme nicht, aber es hilft mir dabei, den Tag zu überstehen.
In Wirklichkeit sitze ich nicht als Wohnungsloser auf der Straße, sondern im Großraumbüro der Digitalagentur Curious Company. Die Räume strahlen Industrial-Chic aus und liegen leicht versteckt in einem Hinterhof eines alten Straßenbahnbetriebsgeländes im Hamburger Stadtteil Ottensen. Auf der großzügigen Freifläche, zwischen eleganten Schreibtischen und einer offenen, modernen Kaffeeküche, unter hohen Decken im lichtdurchfluteten Raum stehen vier gelbe Holzstühle. Darauf sitzen Menschen mit VR-Headsets und -Controllern, die gerade die gleiche Erfahrung wie ich durchleben. Der Unterschied zwischen der Simulation und der echten Welt ist enorm, aber das macht das Erlebnis nur noch eindringlicher.
Wenn Hand ausstrecken Überwindung kostet
Unhome heißt das in der Unreal Engine realisierte, interaktive VR-Projekt, das in 20 Minuten Eindrücke vom Leben von Menschen ohne Zuhause vermittelt. Am Anfang der Simulation führt man ein Leben mit Job, Wohnung und Beziehung. Eine Kündigung und ausbleibende Jobs bringen die Lawine ins Rollen. Von der Kontopfändung über die Zwangsräumung bis zu sozialer Ausgrenzung und Gewalterfahrungen stellt das Projekt in vier Episoden beispielhaft dar, wie schnell Menschen in die Wohnungslosigkeit abdriften können und wie wenig Einfluss sie danach auf ihr Schicksal haben.
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