Mit KI zu mehr Leads: Was sich aus dieser PoS-Kampagne lernen lässt
16. Januar 2025

Auf einmal wird das Thema Vorsorge hautnah erlebbar – wenn ich auf einem großen Display mit einer gealterten Version meiner selbst sprechen kann. Was sich nach Spielerei anhört, hat den Sparkassen bereits jetzt messbare Erfolge gebracht. Doch die Kampagne hat noch mehr zu bieten.
Studien zeigen: Jeder fünfte Mensch über 80 in Deutschland lebt in Altersarmut – dabei würden 61 % rückblickend lieber mehr vorsorgen. Das Thema stellt uns vor persönliche, gesellschaftliche und kommunikative Herausforderungen. Schließlich erscheint das eigene „Alter” vor allem für die deutlich jüngeren Altersvorsorge-Zielgruppen meist weit entfernt. Dass die entsprechenden Produkte und Kampagnen oft abstrakt und emotional ungreifbar sind, macht es nicht besser.
Genau hier setzt unsere Kampagne „Triff dein Zukunfts-Ich“ für die neue leben Versicherungen und ihre Sparkassen-Partner an. Sie soll den Menschen die Bedeutung ihrer privaten Vorsorge wirklich nahe bringen, sie emotional abholen und aktivieren und so für unseren Kunden eine langfristig wirkende und nutzbare Marketing- und Sales-Plattform statt einer kurzfristigen Kampagne schaffen.
Kurzbeschreibung des Cases
Für diese zugegebenermaßen ambitionierten Ziele haben wir das eigene Alter ins heute geholt – mit einem „Anruf durch die Zeit”. Bei der immersiven, interaktiven und hyperpersonalisierten Experience, können Nutzer:innen mit ihrem eigenen „Zukunfts-Ich” sprechen, also mit einer gealterten Version von sich selbst. Thematisch geht das vom Haustier über Hobbys, wie das Wetter so wird – bis zur Kernfrage: Was soll ich heute machen, um später ein schönes Leben zu haben? Möglich ist das in bundesweit teilnehmenden Sparkassen über lebensgroße Display-Installationen sowie über eine Mobile Experience. Um Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, wird das ganze von einer breiten Media-Kampagne sowie über vielfältige Sparkassen-eigene Touchpoints flankiert.
Für die Umsetzung haben wir dabei auf unser Leitbild des „Dreiklangs” gesetzt. Es basiert auf der Überzeugung, dass richtig gute Kampagne immer auf die langfristige Erreichung von Business-Zielen einzahlen sowie auf ein, überzeugendes Storytelling und die richtigen Technologien setzen sollten.
Business-Aspekt: Warum das „Zukunfts-Ich“ mehr ist als eine Kampagne
Allein das Wort „Altersvorsorge” galt im Vertrieb des Kunden beinahe als Kassengift. Auf viele Konsument:innen wirkt es wie ein lästiger Zahnarzt-Termin, dem man gerne aus dem Weg geht. Wir brauchten einen wirkungsvollen Türöffner, damit der Gedanke ans eigene Alter überhaupt entsteht – und in eine Beratungssituation überleitet. Dabei waren mehrere Business-Aspekte zentral:
- Ziel: Eine nachhaltige Plattform statt einer kurzen Kampagne
Anstatt einer typischen „2-Wochen-Kampagne“ wollten wir eine bleibende Experience und Marketing-Plattform mit eigenem Sales-Funnel schaffen. Oder anders formuliert: eine Sales-Technologie, die direkt auf die Geschäftsziele einzahlt und über Monate und Jahre Beratungsgespräche initiiert und Verkäufe generiert. Das Ganze „digital nachhaltig” konzipiert, so dass es kontinuierlich inhaltlich und technisch weiterentwickelt werden kann.
Die klassische, begleitende Media-Kommunikation übernimmt dabei die Rolle einer „Einladung in die Experience“ – anstatt laut zu rufen „Jetzt Altersvorsorge abschließen!“
- KPIs: Messbarkeit und Optimierung in Echtzeit
Im Gegensatz zu klassischen Kampagnen, deren Erfolg oft nur schwer messbar ist, liefert das „Zukunfts-Ich“ klare KPIs für die vorab definierten Schlüsselkennzahlen, wie Interaktionsdauer, Beratungsbuchungen (wie viele Leads werden durch die Kampagne generiert?) und sogar Conversion Rates (wie viele starten mit dem Dialog und schließen nachher eine Altersvorsorge ab?). Diese und weitere vorab definierten Messzahlen werden über ein eigenes Analyse-System getrackt und zusammengeführt.
- Zielgruppe: Mit Emotionen und Immersion Barrieren überwinden
Die Kampagne richtet sich an zwei zentrale Zielgruppen. An junge Erwachsene, die noch keine konkrete Altersvorsorge abgeschlossen haben, sowie an Beratungsskeptiker, die bisher keine Motivation verspürten, sich mit der Thematik zu beschäftigen.
Nach unserem Verständnis steht das „Zukunfts-Ich“ damit auch exemplarisch für eine neue, am Business-Erfolg des Kunden orientierten Denkweise im Marketing: Kampagnen werden zu langfristig gedachten Produkten. Das ist dabei auch ein Gegenentwurf zum kränkelnden klassischem Businessmodell von Agenturen, das auf kurzfristige Kampagnendenke statt wirtschaftliche und nachhaltige Umsetzung, Strategie und Beratung setzt.
Storytelling-Aspekt: Emotionen schaffen Nähe und Polarisierung
„Wie sehe ich im Alter aus? Wie geht’s mir? Mache ich heute alles richtig für später?” Ein zentraler Erfolgsfaktor der Experience ist die Bedienung der drei Elemente des immersiven Storytellings:
- Charakter: Die Nutzer:innen haben ein klares Gefühl für ihre Identität und ihren Zweck
- Orientierung: Sie wissen, wo sie sind, was sie tun können und werden von einem Mentor unterstützt
- Motivation: Sie verfolgen ein klares Ziel, das ihr Gefühl der Zielstrebigkeit stärkt
So sind die Teilnehmenden ein zentraler Teil der Geschichte. Sie interagieren mit einem Charakter, der ihnen emotional und visuell nahe ist und sie gleichzeitig anleitet und motiviert. Im Gegensatz zu Face-Filtern reagiert dieses Zukunfts-Ich dabei eigenständig auf Grundlage des Austauschs.
Diese Interaktivität sorgt für eine stärkere emotionale Aktivierung, wodurch von einer stärkeren Erinnerung und Markenbindung ausgegangen werden kann. Schließlich sticht die Erfahrung nicht nur heraus, sondern ist tatsächlich einzigartig. Gleichzeitig polarisiert die Idee – ein weiterer Erinnerungen begünstigender Faktor. Die entstehende immersive, persönliche Verbindung, macht dabei das Thema Altersvorsorge greifbar und dringlich.
Technologie-Aspekt: Der Mix aus Innovation und Zugänglichkeit
Hinter der intuitiv bedienbaren und leicht zugänglichen Experience steht ein ausgeklügeltes technisches System, das sieben KI-Modelle und verschiedene Technologien kombiniert, unter anderem Generative KI für die gealterten Porträts und ChatGPT-ähnliche Modelle für den Dialog mit dem Zukunfts-Ich. So wird dieses in Echtzeit animiert, mit neuer Kleidung versehen und in einen passenden Hintergrund gesetzt. Dabei ist die Experience für die lokale Installation auf den lebensgroßen Displays in den Sparkassen optimiert und funktioniert auch über Mobile. Der Chat ist ein visuell aufgebohrtes GPT4o Modell. Es wird mit Presets über Auswahl-Buttons geleitet, da wir beim Testing gemerkt haben, dass dies für viele Menschen der erste Kontakt mit einem KI-Chat ist und ihnen mehr Anleitung anstelle der Möglichkeit von Freitext hilft.
Über unser dahinter stehendes eigenes Analyse-System sehen wir und der Kunde auf einen Blick, was Kampagne, Experience und Sales bringen. Praktisch jede Interaktion wird live getrackt und die Experience kann so nonstop optimiert werden. Auch Reaktionen in Social Media und Presse-Beiträge werden zentral gesammelt und analysiert.
Ergebnisse und Weiterentwicklung: Was die Zukunft bringt
Die Kampagne hat bereits nach wenigen Wochen messbare Ergebnisse geliefert:
- Interaktionsdauer: Die durchschnittliche Nutzungsdauer beträgt 4:25 Minuten.
(Branchenübergreifend liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer für Websites bei 40 Sekunden.) - Beratungsgespräche gesteigert: Sparkassen berichten von einem deutlichen Anstieg an Terminvereinbarungen für Vorsorgeberatungen. Insbesondere im Vergleich zu Kampagnen der letzten Jahre.
- Positive Resonanz in Medien und Zielgruppen: Neben Fachmedien wie Horizont berichteten auch WirtschaftsWoche, ComputerBILD und IT Finanzmagazin über die Kampagne
Da das „Zukunfts-Ich” kein abgeschlossenes Projekt ist, sondern eine Plattform, die kontinuierlich optimiert und erweitert wird, sind bereits neue Themen, Produkte und Features sowie eine Ausweitung der Storylines in Planung, in die die bisherigen Erkenntnisse direkt einfließen.
Wir sind überzeugt: Für CMOs und Marketingverantwortliche kann der Case als sehr gutes Beispiel dafür dienen, wie Marken relevante Erlebnisse schaffen können, die langfristig Wirkung zeigen – und dabei klassische Kampagnenmodelle hinter sich lassen.
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